11. Oktober 2017
Das Navi für die Nebenhöhlen
Interview: Neues Gerät in der Barbara-Klinik
HEESSEN Die St. Barbara-Klinik hat ein HNO-Navigationssystem für Nebenhöhlenoperationen angeschafft. Navigation?
In Nebenhöhlen? Dr. Dr.Jürgen Abrams, Leitender Arzt an der Barbara-Klinik, erklärt, worum es geht und was Patienten davon haben.
Was genau ist ein HNO-Navigationssystem?
Dr. Dr. Jürgen Abrams: Mit einem Navigationssystem werden Operationen an Nase, Gehirn und Wirbelsäule einfacher, schneller, sicherer und preiswerter gemacht. Es ist vergleichbar mit einem Navigationssystem für Autos, mit dem man ja auch die Adressen präziser ansteuern kann, ohne sich an einem Stadtplan zu orientieren und gegebenenfalls Umwege in Kauf nehmen zu müssen. In der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde wird die Navigation im Bereich der Nebenhöhlenchirurgie und Ohrchirurgie eingesetzt.
An der Spitze von OP-Instrumenten wie Bohrer, Sauger oder Hohlnadel sitzt ein Mikrosensor, der dem Arzt über schwache elektromagnetische Impulse auf einem Monitor während der Operation genau den Standort des gerade benutzten Gerätes in Echtzeit anzeigt. Dadurch wird unter anderem die Gefahr minimiert, das Gehirn, die Augenhöhle und große Gefäße zu verletzen. Das System nutzt Daten von Röntgenbildern oder Computertomografien und ermöglicht die präzise Planung und Umsetzung der Operation.
Am geeignetsten für eine navigierte Operation ist die digitale Volumentomografie, deren Bilder in unserer Praxis erstellt werden. Sie erlaubt eine Auflösung von ca. 0,4 Millimetern, die nur schwer durch die normalen Computertomographien – die liegen bei etwa einem Millimeter – erreicht wird. Die Daten werden mithilfe von USB Sticks oder CDs auf das Navigationssystem übertragen. Nach Einlesen der Daten in das Gerät und Übertragung auf den Patienten können spezielle Ziele im Kopf mit einer Genauigkeit von 0,8 bis 1 mm angesteuert werden.
Wofür benötigen Sie dieses? Im Grunde müssten Sie sich ja in den Nebenhöhlen Ihrer Patienten auskennen.
Abrams: Die Operation der Nebenhöhlen und der Ohren gehört zur täglichen Routinechirurgie in der HNO-Abteilung der St. Barbara-Klinik. Es gibt aber immer wieder knifflige Situationen – zum Beispiel nach Voroperationen, in der Tumorchirurgie oder bei atypischen anatomischen Situationen, bei der ein Navigationssystem gut eingesetzt werden kann und zu einer deutlich höheren Sicherheit für den Patienten führt und zur Beschleunigung der Operation. Insofern wird das operative Spektrum der Abteilung deutlich ausgeweitet.
Tut das weh? Und wo liegt der Vorteil für die Patienten?
Abrams: Zusätzliche Schmerzen hat der Patient nicht. Es ist eher davon auszugehen, dass die Operation für den Patienten schmerzärmer verläuft und die Liegezeit im Krankenhaus verkürzt wird. Es werden spezielle elektromagnetische Instrumente benutzt, die die bisherigen Instrumente ersetzen und in vielen Fällen deutlich feiner sind, als das, was wir bis jetzt angewendet haben. Zusammengefasst kann der Patient eine höhere Präzision und damit verbunden eine exaktere Operation der zugrunde liegenden Erkrankung erwarten.
Quelle: mig, Westfälischer Anzeiger
Foto: Kerkmann